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Was ist Archäologie?

Archäologie (griechisch: Lehre von den Altertümern) ist eine Wissenschaft, in deren Zentrum die Untersuchung der kulturellen Entwicklung des Menschen steht. Gegenüber der Alten Geschichte, die sich primär mit den frühen Schriftzeugnissen beschäftigt, konzentriert sich die Archäologie auf die materiellen Hinterlassenschaften. Häufig ist sie daher die einzige Möglichkeit zur Erforschung früher Zivilisationen und eröffnet einen unmittelbareren Eindruck in deren Alltagsleben. Untersucht werden beispielsweise Gebäude, Werkzeuge, Kunstobjekte, Bilder oder Alltagsgegenstände mit dem Ziel, über diese Hinterlassenschaften mehr über frühe Gesellschaften, über die Lebens- und Alltagssituation ihrer Menschen, ihrer Verhaltens- und Denkweisen, ihrer Wirtschaftsformen oder ihrer Glaubens- und Wertvorstellungen zu erfahren.

Die Archäologie hat zur Beantwortung ihrer Fragen vielfältige methodische Ansätze entwickelt, um z.B. Objekte und Bilder richtig zu dokumentieren, zu rekonstruieren, zu datieren und zu interpretieren. Da viele Gegenstände erst in ihrem ursprünglichen Verwendungskontext verständlich werden, bildet die archäologische Ausgrabung eine der zentralen Untersuchungsmethoden des Faches, doch wird diese inzwischen von vielen anderen Forschungsansätzen flankiert. Übergeordnetes Ziel ist hierbei stets, die untersuchten Objekte in ihrem größeren kulturellen und historischen Kontext zu verstehen, weshalb auch die Entwicklung von Theorien und Interpretationsansätzen eine große Rolle spielt. Die Archäologie ist daher eine Disziplin, in der Praxis und Theorie gleichberechtigt nebeneinanderstehen. Sie erfordert große Geduld, da bei den Forschungen im Feld, in den Laboren oder in den Bibliotheken langwierige und detaillierte Arbeitsprozesse nötig sind.

In der deutschen Wissenschaftstradition versteht sich die Archäologie als kulturgeschichtliche Disziplin. Sie ist fest in den Geisteswissenschaften verankert, aus deren Sichtweise Leitfragen und Theoriemodelle zur Untersuchung früher Kulturen entwickelt werden. Hierbei bestehen enge Verbindungen zu verwandten Nachbarfächern, wie z.B. zur Alten Geschichte, Kunstgeschichte oder zur Ethnologie. Zunehmend spielen jedoch auch Methoden und Ansätze der Natur- und Computerwissenschaften eine wichtige Rolle. Archäologische Forschungen finden daher häufig in multi-disziplinären Großprojekten statt, wobei dem Archäologen die Aufgabe zukommt, die Leitfragen zu formulieren, die verschiedenen methodischen Ansätze zu koordinieren sowie deren Teilergebnisse zusammenfassend zu interpretieren. Die Archäologie spielt somit eine wichtige Mittlerrolle zwischen Geistes- und Naturwissenschaften, weshalb im Kölner Archäologiestudium beide Bereiche eine gewichtige Rolle spielen.

Die Archäologie hat eine lange Tradition: Die systematische Beschäftigung mit frühen Zivilisationen geht auf die Renaissance und ihr im 15. Jh. erwachtes Interesse für das klassische Altertum zurück. Als Begründer der Archäologie als regelrechte Wissenschaft gilt jedoch erst Johann Joachim Winckelmann (1717-1768). Da das Hauptinteresse dieser frühen Zeit vor allem der griechischen und römischen Kultur galt, ist die sog. Klassische Archäologie die älteste archäologische Teildisziplin. Doch sind in der Folgezeit aufgrund des rasanten Wissenszuwachses zu den frühen Kulturen und Zivilisationen weltweit zahlreiche weitere archäologische Teildisziplinen entstanden, die sich mit unterschiedlichen Epochen und/oder Regionen beschäftigen. Davon sind an der Universität zu Köln vertreten: die Klassische Archäologie, die Archäologie der Römischen Provinzen, die Ur- und Frühgeschichte sowie die Ägyptologie. Daneben gibt es weitere relevante Teildisziplinen, die sich auf bestimmte Methoden oder Quellengattungen spezialisiert haben, von denen in Köln die ArchäoInformatik (Computeranwendungen in der Archäologie), die Epigraphik (Inschriftenkunde), die Numismatik (Münzkunde) und die Papyrologie vertreten sind. Die Kölner Archäologien kooperieren zudem eng mit der Nachbaruniversität Bonn, wo weitere archäologische Teildisziplinen und Bibliotheken vertreten sind. Köln und Bonn bilden daher zusammen einen der wichtigsten Archäologiestandorte in Deutschland.